
Trumps Zollkeule trifft die Schweiz mit voller Wucht – 39 Prozent und kein Ende in Sicht
Die Handelspolitik des wiedergewählten US-Präsidenten Donald Trump zeigt ihre Zähne – und die Schweiz bekommt sie besonders schmerzhaft zu spüren. Mit einem Zollsatz von 39 Prozent gehört die Alpenrepublik zu den am härtesten getroffenen Handelspartnern der USA weltweit. Nur Laos, Myanmar und Syrien müssen noch höhere Aufschläge verkraften. Während die EU-Staaten mit 15 Prozent und Großbritannien mit 10 Prozent vergleichsweise glimpflich davonkommen, steht die Schweiz vor einer wirtschaftlichen Zerreißprobe.
Verzweifelte Diplomatie in letzter Minute
In einer Hauruck-Aktion sind Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin nach Washington gereist, um das Schlimmste noch abzuwenden. Die Zeit drängt: Am Donnerstag sollen die Strafzölle in Kraft treten. Was die Schweizer Delegation im Gepäck hat? Ein „attraktiveres Angebot", wie es aus Bern heißt. Konkreter wird man nicht – ein Zeichen dafür, dass man sich in einer Position der Schwäche befindet.
Die Schweizer Regierung betont zwar, man wolle an den „dynamischen Wirtschaftsbeziehungen" festhalten, doch die Realität sieht anders aus. Trump hat klare Vorstellungen: Das Handelsdefizit von 40 Milliarden Dollar mit der Schweiz sei ihm ein Dorn im Auge, polterte er vor Reportern. Dass die Schweiz der sechstgrößte ausländische Investor in den USA ist und rund 400.000 Arbeitsplätze sichert? Für den „America First"-Präsidenten offenbar zweitrangig.
Pharmabranche im Fadenkreuz
Als wäre die Situation nicht schon dramatisch genug, legte Trump noch nach: Zusätzliche Sonderzölle auf Pharmaprodukte könnten „innerhalb der kommenden Woche" folgen. Diese würden zunächst „gering" ausfallen, könnten aber binnen anderthalb Jahren auf schwindelerregende 250 Prozent steigen. Trumps Begründung ist so simpel wie radikal: „Wir wollen, dass Medikamente in unserem Land hergestellt werden."
Für die Schweiz wäre das ein Todesstoß. Satte 60 Prozent ihrer US-Exporte entfallen auf pharmazeutische Produkte. Die Basler Pharmariesen Roche und Novartis dürften bereits ihre Notfallpläne aus den Schubladen holen.
Was kann die Schweiz noch bieten?
Die Optionen sind begrenzt und wenig ruhmreich. Wirtschaftsminister Parmelin deutete bereits an, dass die Schweiz bereit sein könnte, amerikanisches Flüssigerdgas zu importieren. Ein bemerkenswerter Schwenk für ein Land, das sich gerne als Vorreiter der Energiewende präsentiert. Auch zusätzliche Investitionen Schweizer Unternehmen in den USA stehen zur Debatte.
Hans Gersbach vom KOF Schweizer Wirtschaftsinstitut bringt es auf den Punkt: „Etwas Marginales reicht nicht aus, es muss eine bedeutende Zahl sein, die Trump seinen Unterstützern als Erfolg präsentieren kann." Die Schweiz muss liefern – oder leiden.
Keine Gegenwehr aus Bern
Bemerkenswert ist, was die Schweiz nicht tut: Gegenmaßnahmen sind ausdrücklich nicht geplant. Während die EU zumindest symbolisch mit eigenen Zöllen droht, gibt sich die Schweiz handzahm. Man wolle keine Eskalation, heißt es aus Bern. Kritiker würden sagen: Man kann sich keine leisten.
Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, Economiesuisse, findet deutlichere Worte: Es gebe „weder eine Rechtfertigung noch einen nachvollziehbaren Grund" für die hohen Zölle. Die Schweiz erhebe selbst keine Zölle auf US-Produkte und schaffe faire Handelsbedingungen. Doch in Trumps transaktionaler Weltsicht zählt nur eines: Was springt für Amerika dabei heraus?
Ein Lehrstück moderner Machtpolitik
Was sich hier abspielt, ist mehr als ein Handelsstreit. Es ist ein Lehrstück darüber, wie Großmächte ihre wirtschaftliche Überlegenheit ausspielen. Die Schweiz, traditionell stolz auf ihre Neutralität und Unabhängigkeit, muss sich dem Diktat aus Washington beugen. Die vielgepriesene Globalisierung zeigt ihr hässliches Gesicht: Wer vom Welthandel profitiert, macht sich auch verwundbar.
Die Schweizer Börse reagierte prompt mit einem Minus von 1,9 Prozent. Uhrenexporte im Wert von 5,4 Milliarden Dollar stehen auf dem Spiel. Kaffeekapseln, Käse und Schokolade – alles Produkte, die plötzlich 39 Prozent teurer werden könnten.
Während Deutschland unter der Großen Koalition von Merz und Klingbeil mit einem 500-Milliarden-Sondervermögen die nächste Schuldenlawine lostritt, zeigt die Schweiz, was passiert, wenn man sich zu sehr auf den Freihandel verlässt. In einer Welt, in der „America First" wieder salonfähig ist, sind kleine, exportabhängige Länder die ersten Opfer.
Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die Schweiz, die sich stets als Hort der Stabilität und Verlässlichkeit präsentiert, muss nun nach Washingtons Pfeife tanzen. Gold und Silber als krisensichere Anlage? In Zeiten wie diesen erscheinen physische Edelmetalle als einer der wenigen Werte, die nicht per Federstrich aus dem Oval Office entwertet werden können.

- Kettner Edelmetalle News
- Finanzen
- Wirtschaft
- Politik